ERP-System Ratgeber

Wozu benötigt man ein Warenwirtschaftssystem?

Warenwirtschaftssystem

Moderne Handelsunternehmen gleichzeitig bewältigen und dies in kürzester Zeit, damit sie am Markt bestehen können. Zur Unterstützung setzen viele der Unternehmen inzwischen ein Warenwirtschaftssystem ein.

Warenwirtschaftssysteme ermöglichen den reibungslosen Ablauf aller Handelsprozesse und entlasten die verschiedenen Bereiche des Unternehmens. Dazu gehören beispielsweise das Erfassen, Überwachen und Optimieren von Lagerbewegungen, Disposition und Einkauf sowie Produktion und Verkauf.



Was ist ein Warenwirtschaftssystem?

Ein Warenwirtschaftssystem, kurz auch WaWi oder WWS genannt, ist ein IT-Anwendungssystem. Unter dem Begriff „Warenwirtschaftssystem“ wird in der Betriebswirtschaftslehre die mengen- und wertmäßige Abbildung und Steuerung des Warenflusses in einem Handelsunternehmen verstanden. Dabei arbeiten mehrere Bereiche eines Unternehmens mit dem Warenwirtschaftssystem.

Sowohl in der Beschaffung, in der Lagerwirtschaft als auch im Verkauf unterstützt das Warenwirtschaftssystem sämtliche Handelsprozesse. Es werden u.a.

Des Weiteren werden die Lagerbewegungen

Dazu zählt beispielsweise auch die Ein-, Um- und Auslagerung der Ware. Im Bereich Verkauf unterstützt die Software die Handelsunternehmen weiter dabei,

Wo werden Warenwirtschaftssysteme eingesetzt?

Wie bereits erwähnt, kommen Warenwirtschaftssysteme vor allem in Handelsunternehmen zum Einsatz. Handelsunternehmen sind Betriebe, die Güter von anderen Marktteilnehmern (z.B. Industrieunternehmen, anderen Handelsunternehmen oder Privatpersonen) beschaffen und an Dritte absetzen.

Dritte können sein:

Damit besteht die Hauptaufgabe eines Handelsunternehmens in dem Austausch von Gütern, ohne sie selbst zu be- oder verarbeiten. In einigen Fällen werden die Waren vom Handel allerdings

Handelsunternehmen sind unterschiedlich groß, so gibt es Einzelunternehmen aber auch multinationale Konzerne wie beispielsweise Lidl oder Amazon. Stufen des Handels sind der Groß- und Einzelhandel. Der Unterschied besteht darin, dass Großhandelsunternehmen ihre Ware an andere Unternehmen verkaufen, wohingegen Einzelhandelsunternehmen die Privatpersonen (Endkunden) zu ihren Kunden zählen.

Die Ziele des Handels sind weitestgehend identisch mit den Zielen der Logistik:

die richtige Ware

in der richtigen Menge

zur richtigen Zeit

am richtigen Ort

zu minimalen Kosten

Aus den Anforderungen des Handels leiten sich gleichzeitig folgende Handelsfunktionen ab:

Aus den Funktionen wiederum leiten sich die Geschäftsprozesse im Handel ab. Kernprozesse sind

Heutzutage werden diese Prozesse durch IT-basierte Warenwirtschaftssysteme unterstützt, die alle notwendigen Informationsflüsse über Mengen und Werte abbilden.

Historische Entwicklung von Warenwirtschaftssystemen

Der Handel unterlag in der Vergangenheit immer großen Veränderungen. Sei es durch

Insbesondere der Fortschritt der Informationstechnologie brachte dem Handel Vorteile. Hiervon profitiert aber nicht nur der Handel, sondern auch die den Handel beliefernde Industrie und die Kunden. So brachten die im folgenden aufgeführten Fortschritte nicht nur erhebliche Kosteneinsparungen, sondern ermöglichten den Unternehmen durch gewonnene Erkenntnisse über die Kunden noch kundenorientierter zu arbeiten:

  1. Just-in-Time Konzepte: Unter JIT versteht man bedarfssynchrone Versorgung mit Waren, durch die man  Bestandsreduzierung auf allen Stufen der Logistik erreicht.
  1. BarcodeDer Barcode hat den Aufwand für die Datenerfassung wesentlich reduziert und stellt ein wichtiges Bindeglied zwischen realem Materialfluss und Informationsfluss dar.
  1. Belegverkehr: Mit EDI (Electronic Data Interchange) wurde der elektronische Datenaustausch und die Verwendung von Rechnungen per Email wesentlich vereinfacht.
  1. KassensystemeDie Marktposition des Handels hat sich durch die schnelle Informationsbereitstellung verbessert. Heute gehören die Kassensysteme zur Verkaufsabwicklung in allen Handelsunternehmen.

Weiterentwicklung von Warenwirtschaftssystemen

Revolutioniert wurde der Handel insbesondere durch das Internet, infolgedessen wurden neue Handelsformen und Formen der Kontaktaufnahme mit Kunden hervorgebracht. Kunden können nicht nur rund um die Uhr einkaufen (Ladenöffnungszeiten sind im Internet nicht vorhanden), sondern auch einfache Preisvergleiche durchführen. Weiterhin sind die Geschäftsbedingungen wesentlich kundenfreundlicher als zum Beispiel beim Kauf im stationären Einzelhandel. Kaufentscheidend sind bei dieser Form des Handels nicht mehr nur das Produkt, sondern

Da die Kunden immer häufiger über das Internet bestellen, kommt heutzutage kaum ein Händler an einem eigenen Online Shop vorbei. Daraus ergeben sich neue Anforderungen an Warenwirtschaftssysteme, die immer einfacher und besser Daten mit dem Webshop synchronisieren müssen.

Praxisbeispiel
Geht eine Bestellung über den Online Shop ein, wird automatisch ein Auftrag erzeugt, Lieferschein und Versandlabel erstellt und die Artikelbeschreibung, Preis und Bestand werden vom Shop zum Warenwirtschaftssystem und andersherum übertragen.

Vorteile durch das Zusammenspiel von Online Shop und Warenwirtschaftssystem

Standard- vs. Individualsoftware

IT-gestützte Warenwirtschaftssysteme sind von großer betriebswirtschaftlicher Bedeutung für den Handel, da sie die Kernprozesse des Handelsunternehmens

Das EDV-gestützte Warenwirtschaftssystem trägt eindeutig zum Unternehmenserfolg bei. Um als Anwender die bestmögliche Unterstützung zu erhalten, werden die Warenwirtschaftssysteme oft an die Bedürfnisse des einzelnen Unternehmens angepasst und als Individualsoftware bereitgestellt. Während in der Industrie verbreitet Standardsoftware (insbesondere ERP-Systeme) zum Einsatz kommt, gibt es im Handel häufig Individuallösungen.

Standardsoftware Individualsoftware
  • unternehmensübergreifend entwickelte Software
  • für allgemeine Aufgaben entwickelt
  • für den Massenmarkt entwickelt
  • zu den bekanntesten gehören SAP, Microsoft und Oracle
  • bezeichnet speziell angefertigte Software
  • für ganz bestimmte Zwecke entwickelt
  • individuell an Unternehmens-bedürfnisse angepasst

Vor allem große Unternehmen setzen mit Erfolg auf individuell zugeschnittenen Programme. In den letzten Jahren hat sich allerdings die Nutzung von Standardsoftware auch im Handel immer mehr durchgesetzt, da die bisher eingesetzte Individualsoftware oft nicht mehr wartbar oder veraltet war. Auch das weit verbreitete Vorurteil gegen Standardsoftware, man müsse die Geschäftsprozesse an die Software anpassen, ist hinreichend in der Praxis widerlegt. Durch umfangreiche Möglichkeiten der Parametrisierung (dem sogenannten Customizing), können moderne Standard-Warenwirtschaftssysteme an die Anforderungen der Handelsunternehmen angepasst werden.

Der Preis für diese Systeme liegt weit unter den Preisen einer Individualsoftware. Der Betrieb einer Standardsoftware erfolgt entweder

In den letzten Jahren ist auch hier der Trend zu Cloud-Lösungen immer stärker geworden. Auch wenn einige Gründe für Individualsoftware im Handel sprechen, ist Standardsoftware insbesondere für kleine und mittlere Handelsunternehmen (KMU) die bessere Lösung (hier mehr zum Thema ERP im Mittelstand).

Standardsoftware Individualsoftware
Vorteile
  •  Geringe Anschaffungskosten
  •  Breiter Funktionsumfang
  •  Stetige Weiterentwicklung durch Hersteller
  •  Schnelle Verfügbarkeit
  •  Individuell zugeschnitten
  •  Anpassung an bestehende Strukturen
  •  Unabhängig von Standardsoftware-Herstellern
  •  Nachträgliche Anpassungen möglich
Nachteile
  •  Hoher Einführungsaufwand
  •  Abhängigkeit vom Hersteller
  •  Integration in bestehende Struktur oft problematisch
  •  Höhere Anschaffungskosten
  •  Einsatz erst nach Entwicklung möglich

Welche Funktionsbereiche hat ein Warenwirtschaftssystem?

Handelsunternehmen ohne IT-Systeme gibt es heute kaum, da das Warenwirtschaftssystem das zentrale Werkzeug zur Informationsverarbeitung und für den Datenaustausch ist. Für die effiziente Gestaltung der Handelsprozesse ist die Optimierung bestehender Warenwirtschaftssysteme beziehungsweise die Auswahl, Einführung und Nutzung neuer Warenwirtschaftssysteme von großer Bedeutung.

Kernfunktionen einer Warenwirtschaft sind die Bereiche

Je nach Handelsbranche und Produkten, die gehandelt werden, müssen diese Bereiche über spezielle Zusatzfunktionen verfügen, wie beispielsweise:

Unterstützende Funktionen bilden

Auswerte- und Analysefunktionen stellen sicher, dass aus den Daten der Software Informationen gezogen werden.

Hierdurch ergeben sich zum Beispiel folgende Vorteile eines Warenwirtschaftssystems:

Allgemeine Optimierung der internen Geschäftsprozesse

Gute Kenntnisse des Kundenverhaltens/Konsumentenverhaltens

Hoher Servicegrad für die Kunden

Bedarfsgerechte Beschaffung

Reduzierung der Lagerbestände unter Beibehaltung der Serviceleistungen

Im Unterschied zu einem ERP-System, welches die Ressourcen eines Unternehmens ganzheitlich plant und steuert, konzentriert sich das Warenwirtschaftsprogramm auf die Planung, Steuerung und Kontrolle der Warenströme im Unternehmen.

Die im Handelsunternehmen notwendigen Funktionen sind dabei beeinflusst durch:

Praxisbeispiel zur Verdeutlichung der verschiedenen Anforderungen: 
Ein Internethändler benötigt einen leistungsfähigen Internet-Shop und entsprechende Backoffice-Software zur schnellen Abwicklung der Internetaufträge (z.B. Amazon), während ein Handelsunternehmen mit Ladenverkaufsflächen und direktem Kundenkonzept ein entsprechend leistungsfähiges Kassensystem benötigt (z.B. Aldi).

Welche Warenwirtschaftsfunktionen gibt es im Detail?

Warenwirtschaftssysteme tragen nachweislich zur Verbesserung des Warenflusses im Unternehmen bei und somit auch zur Leistungssteigerung. Welche Funktionen der Warenwirtschaft dabei im Fokus stehen, soll im Folgenden geklärt werden.

Warenbeschaffung

Mit der WaWi werden die Prozesse der Beschaffung in einem Handelsunternehmen unterstützt und verwaltet. Kernaufgabe des Beschaffungsprozesses ist die bedarfsgerechte und wirtschaftliche Bereitstellung von Waren im Handelsunternehmen. Operative Prozessteile des Beschaffungsprozesses sind:

Zur Unterstützung der Material- und Datenflüsse werden im Warenwirtschaftssystem unterschiedliche Module und Komponenten bereitgestellt:

Lieferantenbeziehungsmanagement (SRM)

Mit dem SRM (Supplier Relationship Management) wird sichergestellt, dass alle Beziehungen zum Lieferanten nachverfolgbar und auswertbar sind, wie z.B.

Der Wert des SRM ist das gebündelte Wissen über Einkaufsdaten und Bezugsquellen.

Disposition

Die Disposition stellt sicher, dass

Die Stellgrößen der Disposition sind

Mit Hilfe der Disposition werden

Fehlmengen vermieden

die Lieferbereitschaft sichergestellt

die Lagerbestände minimiert

Die Disposition ist damit die zentrale Plattform, die Liefermengen und –termine kostenmäßig und zeitlich optimiert berechnet. Grundlage der Disposition sind Bedarfe, die vom Vertrieb gemeldet werden. Zu Bedarfsauslösern zählen:

Die berechneten Bedarfe werden dem Einkauf zur termingerechten Beschaffung übermittelt.

Anfragewesen

Das Anfragewesen unterstützt die Recherche nach neuen Produkten und den Preisvergleich von unterschiedlichen Angeboten von Lieferanten. Mit dem Anfragewesen erschließt sich das Handelsunternehmen neue bzw. alternative Bezugsquellen. Die Sortimentspolitik wird somit unterstützt. Das Anfragewesen ist mit dem Internet verbunden und erlaubt auch die internetbasierte Abgabe von Angeboten durch die Lieferanten.

Einkauf

Das Einkaufsmodul stellt ein Kernmodul der Warenbeschaffung eines Handelsunternehmens dar. Typische Geschäftsvorfälle, die über den Einkauf abgewickelt werden, sind z.B.:

Mit Hilfe des Lieferantenstammdaten– und Konditionsmanagements werden die Lieferanteninformationen und die Preis- und Lieferkonditionen für einen Einkauf gespeichert.

Weitere Funktionen sind die Bestellterminüberwachung und das Mahnwesen zur Verhinderung von Lieferverzögerungen. Die Bestellungen bilden die Grundlage für den Wareneingang und die Rechnungskontrolle.

Wareneingang

Die Aufgabe des Wareneingangs ist die Abwicklung der angelieferten Waren mit den Teilschritten

Mit einem Wareneingangsprogramm können die geplanten und ungeplanten Wareneingänge ins Warenwirtschaftssystem eingebucht werden. Bei geplanten Wareneingängen gibt es im WWS eine hinterlegte Bestellung, im Gegensatz zu ungeplanten Wareneingängen.

Ablauf im Wareneingang:

  1. Vergleich der Angaben auf dem Lieferschein mit den tatsächlichen Eingangsmengen durch Qualitätssicherung.
  2. Prüfung und Verbuchung der Eingangsware in IO (in Ordnung) und NIO (nicht in Ordnung).
  3. Wareneingangsbuchung: Gibt Auskunft über Vollständigkeit der Bestellung (vollständig oder teilgeliefert).
  4. Erfassung der Buchungsvollständigkeit im System.
  5. Erfassung der einzulagernden Mengen im Modul Warenwirtschaft.
  6. Warenverteilung auf Lagerorte und Lagerplätze durch Wareneinlagerung.

Rechnungskontrolle

Mit Hilfe der Rechnungskontrolle werden die folgenden mengen- und wertmäßigen Angaben auf Richtigkeit geprüft:

Sofern die Daten korrekt sind, wird die geprüfte Rechnung an die Kreditorenbuchhaltung übergeben. Diese veranlasst eine kreditorische Zahlungsabwicklung, d.h. Bezahlung der Lieferungen an den Lieferanten.

Auf Grundlage der gesammelten Daten in der Warenbeschaffung können im Analyse- und Auswertebereich umfangreiche Auswertungen gewonnen werden. Zu den Daten gehören beispielsweise:

Lagerwirtschaft

Mit den Lagerwirtschaftsmodulen erfasst man alle Lagerbewegungen. So hat man Überblick über:

Dadurch sind alle Vorgänge im Lager transparent. Die Auswertung der Lagerkennzahlen bietet die Möglichkeit, die Wirtschaftlichkeit der Lagerhaltung im Blick zu behalten. Weiterhin können die Lagerbestände optimiert und überwacht werden.

Die Aufgaben der Lagerhaltung sind im Handel von besonderer Bedeutung. So wird

Durch Zusatzfunktionen wie Umpacken, Sortieren, Umfüllen und Mischen, werden die Waren teilweise in verkaufsfähige oder für den Kunden attraktive Einheiten umgeformt. Auch gibt es Güter, die durch die Lagerhaltung in Qualität und Wert gesteigert werden, wie z.B. Bananen oder Wein.

Anforderungen, die an ein gut organisiertes Lager gestellt werden:

Zur Unterstützung der Material- und Datenflüsse werden im Warenwirtschaftssystem unterschiedliche Module und Komponenten bereitgestellt. Mit ihrer Hilfe werden die Lagerprozesse automatisiert und es können die notwendigen Informationen zur Optimierung der Lagerbestände abgeleitet werden. So helfen die Systeme bei:

Bestimmung der Höchstbestände,

Straffung des Warensortiments,

Überwachung der Lagerbestände,

Abbau von Ladenhütern oder

Senkung der Mindestbestände.

Wichtige Module eines Warenwirtschaftssystems in der Lagerwirtschaft 

Wareneinlagerung

Nachdem im Modul Wareneingang die Liefermengen mit den Bestellmengen abgeglichen wurden, werden die Wareneingangsmengen im Modul Wareneinlagerung auf Lagerplätze im Lager zugewiesen. Hierbei unterstützen Warenwirtschaftssysteme zumeist folgende Lagerplatzzuordnungsmethoden:

Sofern die Waren mit Auszeichnungsetiketten ausgestattet werden müssen, werden diese im Wareneinlagerungsmodul erzeugt und können vom Personal auf die Ware geklebt werden. Zusatzangaben sind im Wareneingang z.B.

Das Modul Wareneinlagerung arbeitet ganz eng mit dem Modul Wareneingang zusammen.

Lagerbestandsführung

Die artikelgenaue Lagerbestandsführung ist eine zentrale Funktion eines Warenwirtschaftssystems. Die Bestandsmengenführung ist jeweils von den Anforderungen des Handelsunternehmens abhängig und kann erfolgen als:

Damit ist eine sehr differenzierte Bestandsführung und Überwachung der Lagerbestände möglich.

Warenauslagerung

Mit Hilfe der Warenauslagerung werden alle Warenentnahmen aus dem Lager gebucht. Für die Auslagerung müssen die Artikelnummer und der Lagerplatz angegeben werden. Handelt es sich um einen chargengeführten oder seriennummer-verwalteten Artikel, müssen darüber hinaus die Chargennummer und die Seriennummer bei der Warenauslagerung angegeben werden.

Interne Lagerbuchungen

Eine interne Lagerbuchung erlaubt die Buchung von Sonderfällen im Lager. Beispielhaft an dieser Stelle zu nennen sind:

Inventur

Mit Hilfe einer körperlichen Inventur, d.h. durch Messen, Zählen und Wiegen im Lager, muss ein Kaufmann seine Vermögenswerte feststellen. Dabei können unterschiedliche Inventurmethoden angewendet werden. Beispielsweise

Das Inventurprogramm eines WaWi bildet die Basis zur Unterstützung

Besondere Bedeutung kommt der Inventurauswertungen zu. In dieser erfolgen die Feststellung der Differenzen von Soll- und Ist-Werten, sowie die bestandsmäßige Anpassung der Lagerbestände an die ermittelten Ist-Bestände.

Nachschub

Häufig trifft man im Handel ein Mehrlagersystem an. So gibt es z.B. Nachschubläger, über die Verkaufsfilialen oder Nebenläger versorgt werden. Mit Hilfe der Nachschubaufträge erfolgt die Umbuchung zwischen den Lagern.

Umpacken

Mit Hilfe des Moduls ,,Umverpackung“ können Waren auf bestimmte Verpackungseinheiten bzw. Handelseinheiten umgepackt werden. Dabei werden die Waren nicht nur umgepackt, sondern auch mit Handelsauszeichnungen versehen. Beispielhaft ist eine Bananenpackerei, die die Bananenkartons in handelsübliche Bananenportionen teilt, die Bananen foliert und für den Handel mit Barcodeetiketten auszeichnet.

Auf Grundlage der gesammelten Daten im Lagerbereich können im Analyse- und Auswertebereich umfangreiche Bewertungen der Lagerbestände, Lagerwerte, Buchungsarten, Lagerauslastungen usw. gewonnen werden.

Warenabsatz

Mit dem IT-gestützten Warenwirtschaftssystem werden die Prozesse des Warenabsatzes unterstützt und verwaltet.  Zu Absatzprozessen zählt man beispielsweise:

Zur Unterstützung der Material- und Datenflüsse werden im Warenwirtschaftssystem unterschiedliche Module und Komponenten bereitgestellt. Ziele dieser Module sind:

kundengenau Warenansprache,

Wissen über den Kunden,

rasche und fehlerfreie Auslieferung,

reibungslose Versorgungen von stationären Verkaufsstellen und

transparenter Kundenservice.

Kundenbeziehungsmanagement

Für Handelsunternehmen ist es von großer Bedeutung seine Kunden und deren Vorlieben zu kennen. Mit Hilfe des Kundenbeziehungsmanagements sollen alle relevanten Kundenkontakte erfasst und ausgewertet werden können. Mit solchen Modulen, die man als CRM (Customer Relationship Management) bezeichnet, werden effektive und effiziente Organisationen der Kundenbeziehungen erreicht.

Das Kundenbeziehungsmanagement ist von großer strategischer Bedeutung. Durch die Internationalisierung und Sensibilität der Kunden für Service und Preis, befinden sich Handelsunternehmen in einer verschärften Wettbewerbssituation. Auch nimmt die Loyalität der Kunden gegenüber einem Handelsunternehmen tendenziell ab.

Typische Funktionen sind

Mit Hilfe des kommunikativen CRM werden wiederum unterschiedliche Kommunikationskanäle für den Kundenkontakt unterstützt wie:

Marketing

Mit den Marketingmodulen sollen die klassischen Marketingbereiche des Handels unterstützt werden, wie zum Beispiel:

Marketing wird durch unterschiedliche Programme des Warenwirtschaftssystems unterstützt. Die typischen Programme zur Unterstützung sind:

Von immer größerer Bedeutung wird hierbei das Internet-Marketing bzw. das Virale Marketing in den Sozialen Netzwerken. Marketing- und Kundenbeziehungsmanagementmodule sind eng miteinander verbunden und ergänzen sich.

Angebotswesen

Das Angebotswesen unterstützt

Angebote werden erfasst und die Preise ermittelt. Die Übermittlung von Angeboten an den Kunden erfolgt i.d.R. schriftlich oder per Email.

In modernen WWS wächst die Anfrage und das Zustellen von Angeboten auf Internetplattformen immer mehr. Es gibt dem Handelsunternehmen die Möglichkeit ihre Angebote sehr individuell vorzunehmen und speziell auf die Kundenbedürfnisse abzustimmen. Hierdurch wird z.B. das Cross-Selling unterstützt. Mit Hilfe der Angebotsüberwachung werden die Angebote nachgehalten. Die Wiedervorlage stellt sicher, dass kein Angebot vergessen wird.

Mit Auswertetools kann der Angebotserfolg bzw. -misserfolg ausgewertet werden. Trends im Angebotswesen ergeben sich auch durch die Differenzierung von Angeboten auf Handy oder PC. So kann, sofern die Lokalisierungsfunktion eines Handys zur Verfügung steht, auf den Standort eines Handybesitzers mit einem speziellen Angebot reagiert werden.

Webshop

Online-Shopping im Internet als Vertriebskanal eines Handelsunternehmens nimmt eine immer größere Bedeutung ein. Im Webshop werden ähnlich wie im stationären Einzelhandel die Waren und Leistungen präsentiert. Interessenten können im Webshop im Sortiment des Handelsunternehmens stöbern. Kommt es zu einer Kaufentscheidung gibt es eine elektronische Kaufabwicklung. Webshop-Programme gibt es z.B. als

Betrieben werden Webshops auf eigenen Rechnern oder bei Internetprovidern. Häufig kommen auch Online-Shop-Anbieter wie z.B. ebay oder Amazon zum Einsatz, bei denen der Handel seine Verkaufssortimente gegen Gebühren einstellen kann.

Webshops bieten dem Handel die Möglichkeit, die hohen Kosten eines Ladengeschäftes zu reduzieren und seinen Vertrieb auszubauen und zu verändern. Allerdings bietet der Online-Handel auch Risiken: Das Warenangebot im Internet ist sehr groß, zudem kann von dem Webshop ein Datensicherheitsrisiko ausgehen. Je nach Struktur eines Handelsunternehmens und dem jeweils angebotenen Sortiment ist der Anteil am Online-Geschäft unterschiedlich. Heute werden im Handel häufig Online-Vertrieb und traditioneller Vertrieb miteinander kombiniert.

Angesichts der großen Bedeutung des Online-Handels sind die Webshops heute ein wichtiger Bestandteil eines Warenwirtschaftssystems. Moderne Webshop-Module in WWS unterstützen das Multishop-Management. So können sowohl der eigen betriebene Webshop, als auch Webshopplattformen wie Amazon oder ebay mit Daten aus dem WWS versorgt werden.

Verkaufsabwicklung

Das Verkaufsabwicklungsmodul ist der Auslöser für die gesamte Auftragsabwicklung. Es bestehet aus

Durch die Auftragserfassung werden die Kundenaufträge nach unterschiedlichen Auftragsarten differenziert, wie z.B.

Sie werden im Warenwirtschaftssystem erfasst und gespeichert. Durch die Auftragsarten wird die Arbeitsweise der Verkaufsabwicklung bestimmt. Sofern ein Webshop vorgeschaltet ist, werden die Online-Aufträge in die Verkaufsabwicklung integriert. In solchen Fällen wird auch von einem Web-Shop-Frontoffice und einem Backoffice-System gesprochen.

Eine wichtige Komponente der Verkaufsabwicklung stellt die Konditionenfindung dar. Preise, Rabatte und sonstige Konditionen werden ermittelt auf Grundlage von

Sofern keine festen Preise und Rabattstufen vorgegeben sind, unterstützen häufig Zuschlagskalkulationsverfahren die Preisfindung im Vertrieb. Mit Hilfe der Auftragsüberwachung wird die Termineinhaltung der Auftragsabwicklung überwacht und gesteuert. Ausdrucke wie Auftragsbestätigungen, Kommissionsscheine oder Lieferscheine können bereits in der Verkaufsabwicklung erstellt werden.

Kommissionierung

Die Kommissionierung, d.h. Zusammenstellung der Waren für den Kundenversand, startet mit einer automatischen oder manuellen Zuteilung der verfügbaren Liefermengen auf die Verkaufsaufträge. In der Zuteilung werden die verfügbaren Lagerbestände und die noch vor der Auslieferung eines Auftrags zu erwartenden Warenzugänge auf die Aufträge verteilt.

Zuteilungsprioritäten sind vor allem

Bei der Zuteilung werden auch die Lagerplätze im Lager bestimmt, aus dem dann die Waren für den Auftrag entnommen werden. Aufträge mit Zuteilung können nun zur Kommissionierung in Form eines Ausdrucks (z.B. Kommissionsschein) oder als elektronischer Auftrag zur Kommissionierung (z.B. BDE-Geräte oder Pad) ins Lager gegeben werden. Auf Grundlage der Kommissionsaufträge werden die Waren aus dem Lager entnommen und auf die Kundenaufträge gebucht. Nun stehen die Waren zum Versand bereit.

Versandabwicklung

Die kommissionierten Aufträge durchlaufen die Versandabwicklung. Die Aufgaben dieses Moduls sind

Zu den Versandpapieren gehören:

Zur Versandabwicklung zählt auch die Zollabwicklung. Ein Zollprogramm erstellt alle erforderlichen Zollpapiere und liefert Informationen an die Zollbehörden.

Tourenplanung

Die Tourenplanung gehört zu den Planungsvorgängen des WWSs, sie beschäftigt sich mit der Zuordnung und Auslieferung der versandfähigen Aufträge. Zu ihren Grundaufgaben gehören zwei Planungsarten:

Fakturierung

Abgeschlossen wird die Auftragsabwicklung nach dem Versand der Ware durch die RückmeldungVerbuchung der ausgelieferten Waren und Fakturierung. Fakturierungsformen sind die Einzel- und Sammelrechnung. Der Zeitpunkt der Fakturierung kann unterschiedlich sein. So kann in folgendes unterschieden werden:

Proforma-Rechnung: Rechnung dient als Lieferschein und Begleitpapier eines Exports.

Barrechnung: Rechnung bei einem Ladenverkauf.

Teilrechnung: Rechnung über einen Teil des Rechnungsgesamtbetrags.

Der Versand der Rechnung kann mit der Lieferung oder unabhängig von der Lieferung erfolgen.

Filialmanagement und Kassensystem

Sofern vom Handel Ladengeschäfte geführt werden, müssen die Filialen unterstützt werden durch

In diesem Zusammenhang spielen die Kassensysteme eine entscheidende Rolle. Mit den Kassensystemen werden alle wesentlichen Funktionen im Ladenverkauf unterstützt. Kassenlösungen können offline oder online mit den Warenwirtschaftssystemen verbunden sein. Typische Funktionen eines Kassensystems sind z.B.

Reklamations- und Servicemanagement

Für den After-Sales Support sind unterstützende Module notwendig, die hier unter dem Begriff „Reklamations- und Servicemanagement“ zusammengefasst werden. Die Anforderungen an dieses System sind stark abhängig von der Art des Handelsunternehmens, den Produkten und den jeweiligen Vertriebskanälen (z.B. Ladenverkauf, Internetverkauf). Es können hiermit alle notwendigen Vorgänge unterstützt werden für

Häufig verfügen diese Module auch über ein sogenanntes Ticketsystem, in dem alle notwendigen Vorgänge zusammengefasst sind.

Auf Grundlage der gesammelten Daten im Warenabsatz können im Analyse- und Auswertebereich umfangreiche Auswertungen über Kunden, Preise, Deckungsbeiträge, Umsätze, Kundenbelieferungszeiten, Kundenwünsche usw. gewonnen werden.

Zusatzfunktionen

Die warenwirtschaftlichen Prozesse im Handel sind je nach Branche, Handelsstufe oder gehandelten Produkten unterschiedlich. Im Nachfolgenden werden einige Beispiele für Zusatzmodule eines WWSs angesprochen.

Chargenverwaltung

Beim Handel mit Waren bspw. aus dem Arzneimittelbereich muss das WWS über eine Chargenverwaltung verfügen. Durch solche Funktionen werden gesetzliche Anforderungen erfüllt und eine Rückholaktion für Chargenartikel realisierbar.

Seriennummern

Technische Produkte verfügen häufig über eine jedes Produkt identifizierende Seriennummer. Im WWS müssen diese Seriennummern sowohl im Wareneingang, als auch in der Lagerung und im Verkauf verwaltet werden können.

Datenaustausch

Mit Modulen des Datenaustausches können zwischen unterschiedlichen IT-Systemen elektronisch Informationen über

ausgetauscht werden. Für den Austausch werden i.d.R. Standardformate wie EDIFACT (Electronic Data Interchange For Administration, Commerce and Transport) eingesetzt.

SCM (Supply-Chain-Management)

Mit dem Modul SCM soll die Lieferkette vom Lieferanten zum Kunden unterstützt werden.

Außendienst

Das Außendienstmodul kann stationär und mobil sein. Funktionen des Moduls sind z.B.

Für die mobile Nutzung muss eine Internetverbindung zum zentralen WWS vorhanden sein oder die notwendigen Daten müssen aus dem WWS auf das mobile System übermittelt werden.

Leergutverwaltung

Die Leergutverwaltung hat die Aufgabe, Leergutzugänge und -abgänge zu verrechnen, sowie dabei Rechnungen oder Gutschriften für Leergutdifferenzen zu erstellen.

Führungsinformationssystem (FIS)

FIS sind die Teile des WWSs, die den Entscheidungsträger mit relevanten Informationen versorgen. FIS werden mit separatem Zusatzmodul (z.B. BI-System und DWH-System) realisiert oder sind ein fester Bestandteil eines WWS. Hauptaufgabe des FISs ist die Bereitstellung von führungsrelevanten Informationen aus allen Bereichen des WWSs. Die Auswertung von Daten erfolgt in Form von Abfragesystemen oder einem festen Berichtswesen.

Wie erfolgt die Beurteilung und Auswahl von IT-gestützten WWS?

Die Stakeholder eines IT-gestützten WWSs beurteilen die Systeme oft sehr unterschiedlich:

So gibt es unterschiedliche Vorstellungen und Wünsche im Unternehmen an das WWS. Diese können entweder vom eingesetzten Warenwirtschaftssystem durch Modernisierung erfüllt werden oder sie machen eine Neubeschaffung sinnvoll. Daher sollten Handelsunternehmen ihre Lösungen von Zeit zu Zeit auf den Prüfungstand stellen. Fragen können sein:

 Erfüllt das Warenwirtschaftssystem die Kernfunktionen im Zusammenhang mit der Warenbeschaffung, Lagerwirtschaft und dem Warenabsatz?

 Sind wir mit dem eingesetzten Warenwirtschaftssystem grundsätzlich zufrieden?

 Würden wir das heutige Warenwirtschaftssystem wieder einsetzen?

 Welche Nachteile sind mit dem heutigen System verbunden?

 Sind wird mit dem heutigen System auch noch in 3 Jahren zukunftsträchtig?

 Kann ich mit dem heutigen System moderne Konzepte der Anwenderunterstützung umsetzen?

 Kann ich mit dem heutigen System noch mit den Wettbewerbern mithalten?

Doch nicht nur die Funktionen sind entscheidend. Wichtig ist auch die Fragestellung nach:

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