Es ist noch gar nicht so lange her, da galten quelloffene Lösungen als die Zukunft schlechthin. Office-Anwendungen, grafische Oberflächen und Betriebssysteme auf Open-Source-Basis waren in aller Munde und wurden quasi als Softwarezukunft gepriesen. Zumindest in Bezug auf ERP-Systeme ist die Euphorie längst der Ernüchterung gewichen, weil Support und Weiterentwicklung in diesem Bereich nun mal eine Schlüsselrolle spielen.
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Open Source löst nicht alle Probleme
Der Softwaremarkt wird heutzutage geradezu überschwemmt. Für jedes Problem gibt es unzählige Lösungen und der Nutzer sieht oft den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Zumal er auch nicht immer genau weiß, welche Funktionen er eigentlich benötigt.
Wenn wir einmal die Office-Welt betrachten, gibt es einige Lösungen auf Open-Source-Basis, mit denen er Texte erzeugen und bearbeiten kann. Hier macht es schon einen Unterschied, ob er wissenschaftliche Texte bearbeiten muss und Unterstützung für Formeln und Ähnliches braucht oder ob er nur geschäftliche Korrespondenz mit der Software erledigen will. Vielleicht muss er hochwertige Layouts erstellen und braucht deshalb Desktop-Publishing-Funktionen.
Jede Open-Source-Lösung hat andere Schwerpunkte und zusätzliche Funktionen muss sich der Nutzer erst zusammensuchen. Auf diese Weise gelangt eine Vielzahl von Tools auf die Rechner, die nicht immer optimal zusammenpassen. Das größte Manko ist jedoch, dass es für all diese Teillösungen keine Schulung gibt und die ohnehin dürftige Dokumentation meistens nicht auf dem aktuellen Stand ist.
Wer diesen Weg geht, muss nicht nur viel Zeit investieren, sondern kann nie sicher sein, ob die Software überhaupt vernünftig gepflegt und weiterentwickelt wird. Man ist auf Foren angewiesen, um Hilfe bei speziellen Problemstellungen zu erhalten. Auch wenn Open Office weder Support noch professionelle Vorlagen bietet, gelang dem Open-Source-System ein leistungsstarker Gegenentwurf zu den marktbeherrschenden Systemen von Microsoft.
Geringes Interesse von ERP-Anbietern an Open-Source-Projekten
Im Gegensatz zu Office-Programmen oder Internetbrowsern konnten sich im ERP-Bereich quelloffene Softwareprogramme allenfalls in Teilbereichen wie beispielsweise CRM etablieren. Das hat vielfältige Gründe. Anders als im Office-Bereich gibt es bei ERP-Systemen keine Mono- oder Oligopole. Auch wenn Anbieter wie SAP und Oracle erhebliche Marktanteile unter sich aufteilen, konkurrieren Hunderte kleiner und mittelständischer Softwareunternehmen mit den Branchengrößen. Kein großer Anbieter sieht – anders als im Office-Bereich – eine Notwenigkeit zur Unterstützung von Open-Source-Projekten, um die Marktmacht eines großen Anbieters zu brechen. Doch gibt es noch andere gewichtige Gründe, weswegen Open Source im ERP-Bereich nicht so richtig greifen will.
Die Akzeptanz von Open-Source-ERP ist gering wegen:
hoher Komplexität von ERP-Systemen
fehlender Unterstützung bei Prozessoptimierung
fehlendem Support
sehr hohem Anpassungsbedarf
hohen Anpassungskosten
ERP-Programme sind sehr komplex
ERP-Software ist hochgradig komplex und das Ergebnis vieler Personenjahre an Programmierarbeit. Das notwendige Know-How wurde über viele Jahre hinweg aufgebaut und hat einen Entwicklungsvorsprung begründet, der sich nicht so leicht einholen lässt. Es sind vor allem fundierte Kenntnisse über betriebswirtschaftliche Wertschöpfungsprozesse, die in die Software eingeflossen sind und in ihrer speziellen Ausprägung für ein Unternehmen entscheidend sind. Open-Source-Lösungen fehlt es häufig an entscheidenden Funktionen, die für viele Unternehmen wichtig sind. Unternehmen müssen sich hundertprozentig auf das ERP-System verlassen können, damit Prozesse reibungslos ablaufen. Schnelle Hilfe in Form von Support muss unbedingt gewährleistet sein. Andernfalls könnten Geschäftsprozesse leicht ins Stocken geraten oder Ausfälle eintreten und dem Unternehmen wirtschaftlich schaden.
Kurzum: Ausfälle des ERP-Systems können sich Unternehmen nicht leisten.
Anpassungen von Open-Source-ERP-Lösungen sind mit hohen Kosten verbunden
Im Vergleich zu standardisierten Branchenlösungen ist der Anpassungsaufwand bei Open-Source-Lösungen um ein Vielfaches höher. Entsprechend hoch sind die Kosten, wenn das Unternehmen diese Anpassungen von einem externen Dienstleister vornehmen lassen muss, weil die eigene IT-Mannschaft nicht über das notwendige Know-how verfügt. Um die starken externen Abhängigkeiten zu verringern, müssen zusätzliche Spezialisten eingestellt oder eigene IT-Fachkräfte, die dann im Tagesgeschäft fehlen, zu Spezialisten für die Open-Source-Lösung ausgebildet werden.
Dabei entstehen wiederum Wissensinseln mit neuen Abhängigkeiten, was zur Stärkung des IT-Bereichs beiträgt. Fallen diese Spezialisten im IT-Bereich aus, kann das Stillstand bedeuten, weil sich kein anderer interner oder externer Mitarbeiter mit dem Ausmaß und den Details der unternehmensspezifischen Anpassungen genau auskennt. De facto bewirkt das einen erheblichen Bedeutungszuwachs des IT-Bereichs. Das Management von Unternehmen möchte derlei Abhängigkeiten unbedingt vermeiden und entscheidet sich aus diesen Gründen zumeist für standardisierte Branchenlösungen mit überschaubarem Anpassungsbedarf. Hier garantiert zudem ein Anbieter, dass die ERP-Lösung funktioniert.
Tipp: Trotz der Lizenzkostenfreiheit bei Open-Source-Software liegen die Gesamtkosten eines Projekts mit Open-Source-ERP-Software in aller Regel wesentlich höher, weil der Anpassungsaufwand viel größer ist als bei standardisierten ERP-Branchenlösungen. Kalkulieren Sie deshalb genau und fokussieren Sie nicht nur das Ersparnispotenzial bei den Lizenzgebühren! |
Das Fehlen von Lizenzgebühren täuscht über die wahren Kosten
Unter Kostenaspekten ist eine ERP-Lösung mit Open-Source-Software nur vordergründig günstiger. Man spart zwar die Lizenzgebühren, zahlt aber bei der Anpassung an die Geschäftsprozesse des Unternehmens später umso mehr drauf. Zwar sind Entwicklercommunitys recht aktiv – ob allerdings das nötige und unverzichtbare Branchen-Know-how tatsächlich im benötigten Umfang vorhanden ist, erfährt man erst, nachdem viel Zeit und Geld in eine Anpassungsprogrammierung geflossen sind. Stellt sich dann heraus, dass die Funktionalität der Basissoftware die Unternehmensprozesse nur völlig unzureichend abbilden kann, ist man zwar um eine Erfahrung reicher, hat aber bereits viel Geld verbraten und ist von einer funktionierenden ERP-Lösung nach wie vor meilenweit entfernt.
Ohne Kernfunktionen geht es nicht
Um zu dem Vergleich zu Office-Programmen zurückzukommen: Vieles, was bei einer Office-Software auf Open-Source-Basis vielleicht vermisst wird, ist im Grunde genommen nichts anderes als Nice-to-have, wenn es denn fehlen sollte. Man kann mit der Lösung dennoch leben und notfalls Workarounds erarbeiten. Fehlt demgegenüber in einer ERP-Software eine für das Unternehmen essentiell wichtige Kernfunktion oder bildet es eine solche falsch ab, dann ist das vergleichbar mit dem Fehlen eines zentralen Zahnrads in einem Uhrwerk. Die Federspannung arbeitet zwar korrekt und setzt einen mechanischen Prozess in Gang – das erwartete Ergebnis in Form einer korrekten Zeitanzeige bleibt jedoch aus, weil der Prozess schlichtweg verebbt.
Fazit
Auch wenn eine große Entwicklergemeinde an quelloffener ERP-Software mitarbeitet, so können doch entscheidende Funktionen nur unzureichend abgedeckt sein. Die Software lässt sich – wenn überhaupt – nur nach erheblichen Anpassungen sinnvoll einsetzen und verursacht Kosten, die auf den ersten Blick nicht ersichtlich sind. Die Anforderungen in Unternehmen sind meistens branchenspezifisch und verlangen nach detailliertem Fachwissen über branchenspezifische Geschäftsabläufe. Unternehmen können sich Ausfälle nicht leisten und wollen weder ein Risiko eingehen noch die Bildung neuer Wissensinseln im IT-Bereich fördern. Aus diesen Gründen fallen meistens nur Anbieter in die engere Wahl, die einen guten Service und Support garantieren können. ERP-Lösungen auf Open-Source-Basis können hier nicht mithalten und werden aller Voraussicht nach weiterhin nur ein Nischendasein fristen. Wegen der hohen versteckten Kosten stellen ERP-Systeme auf Open-Source-Basis für die meisten kleinen und mittelständischen Unternehmen keine Alternative dar.
Das ist völliger Quatsch. Es gibt sehr gute Lösungen. Wenn die Community groß ist und bereits eine Anpassung an die Steuervorgaben in Deutschland erfolgt ist. Der Support ist dann gut und vor allem unabhängig.
tryton-dach.org.org
kivitendo.de
openz.de
um nur die schnell und unkompliziert zu installierenden Lösungen zu nennen.
tryton-dach.org.org ist modular und es gibt so viele Module neben den Kernfunkionen
Kontakte
WaWi
Faktura,
dass damit, ähnlich wie bei SAP die passende Lösung für viele Branchen zur Verfügung stehen.
Opensource lebt von Dienstleistungen wie Beratung und Customizing.
Ich halte dies für ausgemachten Quatsch. Gerade die Möglichkeit, ein offenes Datenbanksystem zu bekommen, überwiegt alle „Nachteile“. Ein geschlossenes Datenbanksystem macht den Hersteller des ERP geradezu zum Eigentümer der Unternehmensdaten.
Ich halte dies für ausgemachten Quatsch. Gerade die Möglichkeit, ein offenes Datenbanksystem zu bekommen, überwiegt alle „Nachteile“. Ein geschlossenes Datenbanksystem macht den Hersteller des ERP geradezu zum Eigentümer der Unternehmensdaten.